20 Jahre Chorwerk Ruhr

2020 feierte Chorwerk Ruhr sein 20-jähriges Bestehen. Seit seiner Gründung im Jahr 1999 hat sich das Vokalensemble zu einem Spitzenchor etabliert und ist einer der erfolgreichsten künstlerischen Leuchttürme der Metropolregion Ruhr. Anlässlich dieses besonderen Jubiläums wagen wir den Blick zurück auf die schönsten Momente aus 20 Jahren Chorwerk Ruhr, und dies in einer Zeit, in der das gemeinsame Musizieren aufgrund der Corona-Pandemie fast unmöglich erschien. Informationen zu allen Konzerten, die Chorwerk Ruhr in seiner langen Geschichte realisiert hat, finden Sie zudem in unserem Projektarchiv.

Marienvesper - Konzert im Rahmen der "Musik im Industrieraum"

Im September 2000 ist Chorwerk Ruhr das erste Mal in der Jahrhunderthalle Bochum zu erleben. Mit Monteverdis "Marienvesper" bereichern Chorwerk Ruhr, Teatro Lirico Bremen und das Stuttgarter Kammerorchester diese Ausgabe der „Musik im Industrieraum“. Frieder Bernius, der die erste künstlerische Leitung des Chores bis September 2003 übernommen hat, ist zudem Gründer des Stuttgarter Kammerchores und des Stuttgarter Kammerorchesters, das sich auf Musik des 18. Jahrhunderts spezialisiert hat und als Pionier für historisch informierte Aufführungen gilt. Ein großartiger Moment in dieser beeindruckenden Halle, in der noch viele weitere Gänsehaut-Momente folgen sollten.

Gabrieli Schütz Biber - Rückkehr in die Jahrhunderthalle Bochum

Genau ein Jahr nach ihrem berauschenden Auftritt in der Jahrhunderthalle Bochum kehrt Chorwerk Ruhr 2001 ein weiteres Mal dorthin zurück, wieder im Rahmen der „Musik im Industrieraum“, wieder unter der Leitung von Frieder Bernius. Mit der "Sonata pian e forte" von Giovanni Gabrieli, den "Psalmen Davids" von Heinrich Schütz und der "Missa Salisburgensis" von Heinrich Ignaz Franz Biber präsentierte Chorwerk Ruhr zusammen mit Collegium Musicum Köln Werke, die wie gemacht dafür sind, in den großen Industriebauten des Ruhrgebiets gesungen und gespielt zu werden und das Publikum in Staunen zu versetzen.

"Steine und Herzen" - erste szenische Produktion für Chorwerk Ruhr

2005 verwandelte Regisseur und Autor Sven-Eric Bechtolf die mächtige Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord in die Alpen des 19. Jahrhunderts. "Steine und Herzen" sollte die Kreation heißen, die im Rahmen der Ruhrtriennale aufgeführt wurde. Für Chorwerk Ruhr war sie gleichzeitig ein Novum: Zum allerersten Mal war der Chor Teil einer szenischen Produktion. Unter der musikalischen Leitung des Tirolers Andreas Schett wurden zusammen mit der Musicbanda Franui die reichen musikalischen Formen alpiner Kulturen, darunter Jodler, Viehlockrufe, Totenklagen und Trauermusik einer Jahrhunderte alten Musiktradition aus der Mitte Europas in die musikalische Gegenwart übersetzt.

© Jörg Detering

"Der siegende David" - Barockes Meisterwerk neu vorgetragen

Im September 2006 begeistert Chorwerk Ruhr abermals bei der Ruhrtriennale, diesmal mit Reinhard Keisers "Siegendem David", gemeinsam mit Musica Antiqua Köln, das in diesem Jahr sein letztes Ruhrtriennale-Konzert gab. Die musikalische Leitung übernahm Peter Neumann, einem der renommiertesten Spezialisten für Alte Musik. Keisers Werk gehört zu den wichtigsten seiner Frühgeschichte, verbindet es doch das dramatische Oratorium mit dem Religiösen in einmaliger Art und Weise. Was die Zuschauer*innen zu sehen und hören bekamen, waren gewaltige Chorszenen, kriegerische Doppelchöre und brillante wie empfindsame Arien, kurz: ein barockes Meisterwerk in Perfektion vorgetragen.

© Pedro Malinowski

"L’espace vivant" - Auftritt in den Hallen der Organgerie auf Schloss Versailles

Normalerweise sind die Hallen der Orangerie auf Schloss Versailles für Besuche nicht öffentlich zugänglich. Im Rahmen des Nordrhein-Westfälisch-Französischen Kulturaustauschs „Artention“ wurde Chorwerk Ruhr die Ehre zuteil, in den eindrucksvollen Galerien zu singen. Rubert Huber stellte ein wunderbar durchstrukturiertes Programm zusammen, dessen Werke teils mehrere Jahrhunderte auseinanderliegen. Chorwerk Ruhr und Mitglieder des Ensemble Modern präsentierten so in den Hallen mit der berauschenden Akustik das namensgebende "L’espace vivant" für im Raum verteilte Sänger*innen sowie Werke von Hildegard von Bingen und John Cage.

© Sven Lorenz

"Moses und Aron" - Meilenstein in der Festivalgeschichte der Ruhrtriennale

Einen fulminanten Einstieg in die Festivalsaison bereitet Willy Decker der Ruhrtriennale 2009 zum Auftakt. Spektakulär und imposant ist diese Aufführung von "Moses und Aron", einem Meilenstein des Musiktheaters. Mit 100 Chorsänger*innen und 10 Solist*innen ist die Inszenierung von Willy Decker bis heute eine der größten für Chorwerk Ruhr und eine, die zu Recht in die Geschichte des Festivals eingegangen ist. Schauplatz der Inszenierung ist einmal mehr die Jahrhunderthalle Bochum, die durch das abstrakte Bühnenbild Wolfgangs Gussmanns wie selten zuvor in Szene gesetzt wurde.

© Paul Leclaire

"Tamar" - "schamlos perfekt"

Der szenischen Installation „Tamar“ von Rubert Huber aus dem Jahr 2009 liegt die intensive Beschäftigung mit der jüdischen Mystik und eine musikalische Forschungsreise in den Oman zugrunde, die im März desselben Jahres mit den Sänger*innen von Chorwerk Ruhr umgesetzt wurde. Das hebräische Wort „Tamar“ heißt übersetzt „Dattel“ – angelehnt an den Baum des Lebens, der nach der Überlieferung der Kabbalah Früchte wie die Dattel tragen soll.

Energetisch und dynamisch bewegen sich die Butohtänzer um die Dattelpalme, der inmitten der Gebläsehalle auf der Bühne steht. Wie in Trance führen Markus Stockhausen und Ensemble "Goldstaub" aus der Sammlung "Aus den sieben Tagen" von Karlheinz Stockhausen auf. Chorwerk Ruhr singt die Motette „Singet dem Herrn ein Lied“ von J.S. Bach und begeistert dadurch Presse und Publikum gleichermaßen, in dem es „durch die „halb chortehnischen, halb schamanistischen Methoden ihres Chorleiters Rupert Huber (...) zu einer ungeahnten spirituellen Tiefe vordring(t)“ und einen „geradezu schamlos perfekten Bach-Vortrag“ (Ingo Hoddick, Rheinische Post) präsentiert.

© Paul Leclaire

"Incipit" - Florian Helgath gibt seinen Einstand bei Chorwerk Ruhr

2012 gibt Florian Helgath als neuer künstlerischer Leiter von Chorwerk Ruhr seinen Einstand. Mit „Incipit“ präsentiert der Chor ein reines A capella-Programm mit Werken der Renaissance bis zur Gegenwart. Klassiker wie Giovanni Pierluigi Da Palestrinas „Lamentationes Ieremiae“ Lectio 1 oder das berühmte „Miserere“ von Gregorio Allegri wurden abwechselnd mit modernen skandinavischen Kompositionen von Knut Nystedt, Ingvar Lidholm oder Jaakko Mäntyjärvi gesungen. Für Florian Helgath war dies der Beginn seiner Liebe für die Bauten des Ruhrgebiets: „Mittelalterliche Kirchen wie St. Reinoldi (Dortmund) liegen quasi neben Industriekathedralen wie Zollverein, Zollern, der Bochumer Jahrhunderthalle oder den modernen Konzerthäusern in Dortmund oder Essen. Alle mit wahnsinniger Akustik.“

© Claus Langer

"Nach spätem Gewitter" - Gelungenes Experiment in der Duisburger Gebläsehalle

Für die Ruhrtriennale 2012 konzipierte Chorwerk Ruhr unter der Leitung von Florian Helgath ein Konzert, in dessen Zentrum eines der Schlüsselwerke aus Luigi Nonos letzter Schaffensphase stand: "Das atmende Klarsein" für kleinen Chor, Bassflöte und Live-Elektronik nach Textfragmenten aus den Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke und antiken orphischen Hymnen. Für das Publikum ein gelungenes Experiment, denn: Mit Live-Elektronik und Verfremdungseffekten als integralen Bestandteilen der Komposition wurden Raumklänge und Stimmen akustisch so vergrößert, dass sie dem Publikum noch näher kamen.

© Pedro Malinowski

Chorwerk Ruhr präsentiert "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" mit hr-Sinfonieorchester

Für Helmut Lachenmanns "Mädchen mit den Schwefelhölzern" kreierte Robert Wilson im Rahmen der Ruhrtriennale 2013 ein speziell auf die Bochumer Jahrhunderthalle zugeschnittenes Raum- Bühnen- und Lichtkonzept und realisierte damit gleichzeitig eine ursprüngliche Idee des Komponisten: Das Publikum in einem vollständigen Ring aus Instrumentalist*innen und Sänger*innen „einzuschließen“.

Begleitet wurde Chorwerk Ruhr vom hr-Sinfonieorchester unter dem italienisch-argentinischen Dirigenten Emilio Pomàrico, die gleichermaßen über langjährige Erfahrung mit der Musik Lachenmanns verfügen. „Schlichtweg grandios“, resumiert Ursula Decker-Bönninger vom Online Musik Magazin, „hier finden sich Ausnahmekünstler zusammen, die Lachenmanns ästhetische Intentionen sehr eindrucksvoll umsetzen.“

© Lucie Jansch

"Ikon of Light" - Großes Klangerlebnis auf Zeche Zollern

Vergriffene Konzertkarten und lange Wartelisten waren die Reaktionen auf die Ankündigung von „Ikon of Light“ von Chorwerk Ruhr zusammen mit dem Ensemble Resonanz unter der musikalischen Leitung von Florian Helgath. Sakrale Werke von John Tavener und Arvo Pärt mit überwältigender Klangwirkung wurden in der architektonisch wie akustisch berauschenden Maschinenhalle der Zeche Zollern in Dortmund präsentiert, die das erste Mal im Rahmen der Ruhrtriennale als Spielstätte ausgewählt wurde. Die langen Nachhallzeiten der Halle, verstärkt durch die räumlich voneinander getrennte Anordnung von Chor und Streichern, schufen dabei einen beeindruckenden Klangraum für das namensgebende „Ikon of Light“.

© Chorwerk Ruhr

Französische A-cappella-Werke auf Zollverein

Unter dem Titel „Figure Humaine“ präsentiert Chorwerk Ruhr unter der musikalischen Leitung von Florian Helgath französische A-cappella-Chormusik aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, u. a. von Francis Poulenc. Dieser vertonte den namensgebenden Gedichtzyklus „Figure Humaine“ und „Un soir de neige“ Paul Éluards – seinerzeit selbst aktiv in der Résistance. Die Kantaten erzählen vom Verlust der Menschlichkeit, von Kälte und Tod, und doch von Hoffnung. Poulenc blieb mit seiner u. a. von der Jazzharmonik beeinflussten Tonsprache der Tonalität immer treu. Dies hat er mit seinen Zeitgenossen Maurice Ravel (1875-1937) und Jean-Yves Daniel-Lesur (1908-2002) gemeinsam, die das Konzertprogramm abrunden. Ein hoch anspruchsvoller Abend, in dem Chorwerk Ruhr mit einer unglaublich vielschichtigen Interpretation glänzen konnte.
© Julian Röder

Eine neue Vollendung des "Mozart Requiem"

In der jüngeren Vergangenheit sind immer wieder Versuche unternommen worden, das Fragment gebliebene „Mozart Requiem“ zu vollenden. Eine höchst spannende, wenn auch radikale Lösung fand der zeitgenössische Komponist Georg Friedrich Haas. 2005 komponierte er im Auftrag der „Internationalen Stiftung Mozarteum“ sieben Klangräume für dieselbe Instrumentalbesetzung, die auch das Requiem fordert. Er legte fest, dass seine Klangräume im Wechsel mit den von Mozart fragmentarisch hinterlassenen Sätzen des Requiems gespielt werden sollen – und dabei gleichzeitig alle von Franz Xaver Süßmayr komponierten Stimmen und Sätze zur Vervollständigung des Werks entfernte. Eingebettet in Musik von Bach und Ligeti präsentierte Chorwerk Ruhr das Werk bei der Ruhrtriennale 2015 in der Maschinenhalle der Zeche Zweckel in Gladbeck. „Großer Abschluss eines außergewöhnlich spannenden Konzerts“, befindet Stefan Schmöe vom Online Musik Magazin, in dem „Florian Helgath Mozarts Requiem & Georg Friedrich Haas‘ Sieben Klangräume ganz ausgezeichnet herausgearbeitet“ hat.

Selten aufgeführtes Meisterwerk unter vier Dirigentinnen und Dirigenten

Während der Ruhrtriennale 2016 kam das Publikum in den Genuss, ein selten live aufgeführtes Stück zu erleben. In Karlheinz Stockhausens „Carré“ beeindruckten vier Orchester mit Musikern der Bochumer Symphoniker und vier Chöre aus den Reihen von Chorwerk Ruhr das Publikum. Es ist die ungewöhnliche Raumaufteilung, die dieses monumentale Meisterwerk so selten live erklingen lassen. Unter der musikalischen Leitung von gleich vier Dirigentinnen und Dirigenten – Michael Alber, Florian Helgath, Matilda Hofman und Rupert Huber – wurde das Werk in Halle 3 der Jahrhunderthalle Bochum präsentiert. Die freie Platzwahl nach jeder Pause ermöglichte es dem Publikum, das Konzert aus jeweils anderer Position gänzlich neu wahrzunehmen, wodurch dieses besondere Konzerterlebnis noch lange in Erinnerung bleiben wird.

© Volker Beushausen

Chorwerk Ruhr präsentiert das meisterhafte "Earth Diver"

In seinem Musiktheater „Earth Diver“ setzt der Regisseur Wouter Van Looy für die Ruhrtriennale 2016 philosophische Gedanken auf verschiedene Weise musikalisch, literarisch und bildgewaltig um. Während Werke des Barockkomponisten Heinrich Schütz versuchen, dem Leiden in Zeiten von Pest und Cholera einen religiösen Sinn zu geben, antwortet Nikolaus Brass darauf mit Kompositionen, welche die utopische Kraft der Tradition befragen und aufbrechen. Mit austarierter Mehrstimmigkeit füllen die Sängerinnen und Sänger von Chorwerk Ruhr das Salzlager der Zeche Zollverein, bewegen sich, oft hinter dem Publikum, ständig in Bewegung, sodass sich die Klänge und Stimmen immer wieder auf berauschende Art zusammensetzen – und übersetzen das komplexe Konzept Van Looys in direkte Sinnlichkeit.

© Wonge Bergmann

"Einstein on the Beach" einmal ganz anders

Hättet ihr Chorwerk Ruhr hier erkannt? Obwohl „Einstein on the Beach“ direkt an Robert Wilson und Philip Glass denken lässt, erinnert nur wenig an dieser Inszenierung an die beiden Ausnahmekünstler. Inszeniert von Kay Voges in der Oper Dortmund und mit Hilfe von sieben Licht- und Videokünstlerinnen und -künstlern entstehen eindrucksvolle Bilder- und Klangwelten: „'Einstein on the Beach' kann ein normales Theater spielen, allerdings muss man dazu einen außergewöhnlichen Einsatz von Licht und Videotechnik ermöglichen und wohl auch musikalische Spezialisten zur Verstärkung holen.“, resümiert Ulrike Gondorf für Deutschlandfunk Kultur. „In Dortmund war das vor allem das Ensemble Chorwerk Ruhr – ein Chor von jungen Profisängerinnen und -sängern, die sich in den letzten Jahren auch durch ihre Produktionen für die Ruhrtriennale an die internationale Spitze gesungen haben, phänomenal sicher in Intonation und Rhythmus und dabei spielfreudig bis zur Waghalsigkeit.“

© Thomas Jauk

Bei "Memoria" besticht das "Phänomen des Klangs"

Für den imposanten Raum der Maschinenhalle der Zeche Zollern in Dortmund hat Florian Helgath 2017 mit „Memoria“ ein Programm aus Alter und Neuer Musik zusammengestellt, das sich über die Jahrhunderte verbindet. Bei all der zeitlichen Distanz, die zwischen der mehrstimmigen Tonarbeit des Renaissance-Komponisten Tomás Luis de Victoria (1548–1611) und den puren Tonstudien von John Cage (1912–92) und Morton Feldman (1926–87) liegt, besticht die Fokussierung auf das Phänomen des Klangs. Chorwerk Ruhr begibt sich auf Spuren nach in Klang geronnen Erinnerungen, zelebriert die Schönheut des Klangs und auch, wie bei Feldman und Cage, die tönende Stille. So gestaltet sich ein spannend-bewegender Abend in einem ganz besonderen Raum, der erstaunlicherweise wie für Musik geschaffen scheint.

© Pedro Malinowski

Ungewöhnliches Werk in Essener Salzlager auf Zeche Zollverein

Der argentinisch-deutsche Komponist Mauricio Kagel gehörte in den 1960er-Jahren zur europäischen Avantgarde und nimmt einen wichtigen Platz unter den Komponistinnen und Komponisten des 20. Jahrhunderts ein. Sein „Chorbuch“ für Vokalensemble und Tasteninstrumente gehört dabei zu den eher ungewöhnlichen Werken. Ungewöhnlich nicht wegen seiner Sammlung aus 53 Chorälen in alphabetischer Reihenfolge, sondern weil er es dem aufführenden Chor selbst überlässt, welche der Choräle in welcher Abfolge in welcher Kombination mit anderen Werken gesungen werden. Auch fordert der Komponist explizit zu Sprechgesang, zu Schreien oder Singen in besonders tiefer Lage und zu theatralen Aktionen auf. Die Zugabe gibt dem begeisterten Publikum jenseits von Bach / Kagel mit der ersten Zeile „Laß dich nur nichts nicht dauren mit Trauren“ aus „Geistliches Lied“ von Johannes Brahms noch einmal Gelegenheit, die vollkommene Kunst des Chorgesangs von Chorwerk Ruhr zu genießen.

© Christian Palm

Gewitter im Halbdunkel

Im vergangenen Jahr präsentierte Chorwerk Ruhr zusammen mit den Duisburger Philharmonikern unter der Leitung von Florian Helgath italienische Chorwerke der Spätrenaissance und der Moderne. In Luciano Berios Komposition „Coro“ vereinigen sich Menschen- und Instrumentenstimmen. Je ein Instrument und eine Sängerin bzw. ein Sänger werden in der Partitur parallel geführt. Auf die Klänge wurde das Publikum mit einer Messe aus dem 16. Jahrhundert: Alessandro Striggios „Missa sopra Ecco sì beato giorno“, erfordert 40 Chorstimmen, aufgeteilt auf fünf Chöre. Berios anschließendes „Coro“ verteilt sich durch die Verbindung von Stimmen und Instrumenten im Raum: eine Phrase wird von einem Instrument begonnen und setzt sich an anderer Stelle fort, ein Motiv taucht hier auf, wiederholt sich später in einer anderen Stimme an einem anderen Ort. Die Zuschauenden werden sich erinnern: Begleitet wurde wurden Chor und Orchester in der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck von Blitzen und Gewitter, die das Hallendunkel durch die vielen Fenster plötzlich erhellten und ihren Beitrag zu einer wahrhaft intensiven Atmosphäre leisteten, so als hätte ein genialer Lichtkünstler seine Finger im fulminanten Spiel.

© Christian Palm

Weitere unvergessene Momente folgen...