[…] Der Chor entwickelt die Wucht alttestamentarischer Szenerien, die Solopassagen schmiegen sich in den Gesamtklang (besonders die leuchtenden Soprane), schwebend sind die unvergleichlichen Pianopassagen, die sich mächtig und mühelos entwickelnden Crescendi, die markanten Männerstimmen. Auf das Wenige an dirigentischen Äußerungen, das Helgath vorgibt, sind seine Choristen präzise und verständnissicher eingestellt; es gibt nichts, was das Ensemble an dynamischen Extremen nicht verwirklichen könnte; in klarer Strenge, in anrührender emotionaler Tiefe, in stilistischer Prägnanz entsteht ein vollendeter Mendelssohn-Klang.
[…] Das Chorwerk Ruhr realisiert das Stück mit den Texten des surrealistischen Lyrikers Paul Eluard in hinreißender Originalität – bis hin zum Schlusssatz des „Liberté“ und der schier hundertfachen Wiederholung der Antwort auf die Frage, wohin die Menschheit ihren Wunsch nach „Freiheit“ schreiben würde.
Da wechseln im geteilten, achtstimmigen Chor die poetischen Bilder wie von den „verlobten Jahreszeiten“ oder den „eingestürzten Leuchttürmen“: ein Hymnus, der atemlos vorüberfliegt, ergreifend und originell zugleich in der musikalischen wie poetischen Erfindung.
Nürnberger Nachrichten, Uwe Mitsching, 02.07.25
[…] Den Auftakt bildeten die Drei Psalmen op. 78 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Schon im eröffnenden „Warum toben die Heiden“ verschmolzen Expressivität und feine Dynamik zu einem dichten klanglichen Gebet. Besonders im zentralen „Richte mich, Gott“ gelang es dem Chor, zwischen dramatischer Wucht und feingliedriger Deklamation zu balancieren. Der dritte Psalm, „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, war von einer Intensität geprägt, die unter die Haut ging – die Sängerinnen und Sänger ließen Mendelssohns Klangsprache in erschütternder Klarheit aufleuchten.
[…] Chorwerk Ruhr überzeugte mit einem transparenten, geistlich durchdrungenen Klangbild – eine stille, aber eindrucksvolle Meditation über die Macht der Versöhnung.
[…] Die Ausführung durch Chorwerk Ruhr war ein Glanzstück vokaler Kraft, rhythmischer Präzision und poetischer Tiefe. Besonders das finale „Liberté“ entfaltete in seiner wachsenden Intensität eine überwältigende emotionale Wucht: Der Chor legte dieses vielschichtige Bekenntnis zur Freiheit mit kluger Dramaturgie und vokaler Brillanz aus – ein würdiger, bewegender Höhepunkt.
Sonntagsblatt, Timo Lechner, 01.07.2025
[…] Der Chor meisterte die Herausforderungen dieser anspruchsvollen Partitur spielend, die Lyrik von Paul Éluard leuchtete in Poulencs Vertonung schmerzhaft schön auf, die Steigerung im abschließenden Hymnus auf die Freiheit war atemberaubend.
Zusammen mit den vorbildlich geformten und artikulierten Mendelssohn-Psalmen op. 78, der beeindruckenden Motette „Oh Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens“ von Kurt Hessenberg und dem als Zugabe gesungenen „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger rundete sich diese chorische Sternstunde in St. Egidien zu einer bewegenden, nachdenklichen Reflexion über die (Un?)Möglichkeit von Frieden in schweren Zeiten.
Neue Musikzeitung, Juan Martin Koch, 01.07.2025