JOHANNES BRAHMS (1833-1897)
Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen (1878) für gemischten Chor a cappella
Ein deutsches Requiem op. 45 (1866) Fassung für Solisten, Chor und zwei Klaviere vom Duo d’Accord
Termine
Sa18.11.2017 — 20 Uhr
UNESCO Welterbe Zollverein Essen, Areal A [Schacht XII], Halle 5
So19.11.2017 — 17 Uhr
Christuskirche Bochum
So26.11.2017 — 19 Uhr
Philharmonie Mercatorhalle Duisburg
Johannes Brahms’ einziges großoratorische Werk, Ein deutsches Requiem, 1868 vollendet, stellt sich bewusst den gewohnten Aussagen der liturgischen Totenmesse entgegen. Es ist bewusst keine deutsche Übersetzung des alten lateinischen Requiem-Textes. Brahms selbst stellt vielmehr verschiedene Texte aus der deutschen Bibelübersetzung Martin Luthers zu einem sehr persönlichen Memento Mori zusammen. Quer zu den Erwartungen vermeidet Brahms alle Anspielungen auf das Jüngste Gericht. Der sonst zentrale österliche Gedanke der Erlösung durch den Tod Christi fehlt. Bei der Bremer Uraufführung 1868 musste deshalb sogar die Händel-Arie: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ eingeschoben werden. Stattdessen konzentriert sich Brahms auf irdische Vergänglichkeit und diesseitige Hoffnung.
Das Werk wird vom CHORWERK RUHR in einer geradezu kammermusikalisch transparenten Fassung aufgeführt. Statt ein großes Orchester und wie zu Brahms’ Zeiten üblich 200 Sänger auf die Bühne zu bringen, musizieren hier „nur“ 29 solistische Stimmen sowie die Sopranistin Johanna Winkler und der Bariton Thomas E. Bauer in Begleitung des Klavier-Duos Duo d’ Accord. Brahms selbst hatte bereits eine vierhändige Klavierfassung des Werkes erstellt, die einer schöpferischen Um– und Neugestaltung des Werkes nahekommt und schon zu seiner Zeit in London 1871 mit Chor zusammen musiziert wurde. Das Duo d’ Accord erstellt derzeit eine eigene, neue Klavier-Transkription für zwei Klaviere, um so die größeren Klangmöglichkeiten im Vergleich zu Brahms’ vierhändiger Fassung auszunutzen.
Ideal fügt sich Brahms’ großangelegte Mottete op. 74, Nr. 1 Warum ist das Licht gegeben in das Programm ein, eine echte Wiederkehr alter Motetten-Kunst. Zehn Jahre nach dem Requiem arbeitet sich Brahms hier noch einmal am selben Thema ab, in ähnlich persönlicher Text-Kompilation. Es ist eine „kleine Abhandlung über das große ‚Warum’“, wie Brahms es selbst nannte. Auch hier gibt es Christus, den Erlöser, nicht. Hiobs Theodizee-Frage eröffnet stattdessen die Mottete: Warum lässt Gott das Leiden zu? Brahms komponiert diesen Eröffnungsabschnitt nach dem Prinzip des ausweglosen Zirkelkanons und lässt diese Grundfrage bis zum Schluss hin offen. Auch die Religion beantwortet sie nicht.
Nach dem letzten Satz herrschte eine lange halbe Minute Totenstille in der Christuskirche. Dass setzte ein begeisterter Applaus ein, die Besucher erhoben sich von ihren Plätzen und klatschten lange. Verdienter Lohn für eine meisterhafte Leistung. (22.11.2017, WAZ Bochum)
SOPRAN: Johanna Winkel
BARITON: Thomas E. Bauer
KLAVIER: Duo d’Accord – Klavierduo Lucia Huang & Sebastian Euler
CHORWERK RUHR
MUSIKALISCHE LEITUNG: Florian Helgath
Eine CHORWERK RUHR Produktion in Kooperation mit Christuskirche Bochum und Kulturbüro Bochum