Mansur & ein deutsches Requiem


Eine CHORWERK RUHR Produktion in Kooperation mit deSingel Antwerpen

Samir Odeh-Tamimi (*1970)
Mansur (Al-Hallāğ) für großen Chor, 2 Schlagzeuger, 2 Hörner und 2 Posaunen

Johannes Brahms (1833-1897)
Ein deutsches Requiem für Solisten, Chor und Klavier zu vier Händen (Fassung des Komponisten)

Termine

Sa13.11.2021 — 20:00 Uhr

DeSingel Antwerpen

Dieser Konzertabend ist die Begegnung ganz unterschiedlicher spiritueller Klangwelten. Der Komponist Samir Odeh-Tamimi beschäftigt sich in seiner Komposition Manṣūr aus dem Jahr 2014 mit einem Text des großen Sufi-Mystikers Manṣūr al-Ḥallāǧ (858-922). Ausgangspunkt ist das Gedicht „Garten der Erkenntnis“ mit der zentralen Einsicht: „Die wahre Erkenntnis findet ihr nur in euch selbst“. Odeh-Tamimi, 1970 in Israel als Palästinenser geboren, lebt lange schon in Berlin. In Bremen studierte er bei der Koreanerin Younghi Pagh-Paan. Die arabische Klangwelt der Sufi-Rituale prägte ihn seit seiner Kindheit. Von der Textrezitation der zentralen Aussagen spannt er in CMansur“ den klanglichen Bogen hin zu rhythmisiert, fordernden reinen Vokalklängen, aber auch vokalen Hauchgeräuschen. Zwei Schlagzeuger sowie 2 Hörner und 2 Posaunen binden sich dabei in expressive Steigerungswellen ein, die immer wieder in ruhigere auch rein instrumentale Klänge zurückweichen. Mystik bedeutet hier nicht nur Innerlichkeit, „denn“, so Odeh-Tamimi: „Ḥallāǧ war alles andere als ein Entspannter, er war ein Verrückter, der auch seine Wut zeigte“.

Dieses Werk tritt in den Dialog mit Johannes Brahms’ einzigem großoratorischem Werk, Ein deutsches Requiem, 1868 vollendet, ein Werk der Romantik und des deutschen Protestantismus. Brahms stellt sich hier bewusst den gewohnten Aussagen der liturgischen Totenmesse entgegen, indem er selbst verschiedene Texte aus der deutschen Bibelübersetzung Martin Luthers zu einem sehr persönlichen Memento Mori zusammenstellt. Der sonst zentrale österliche Gedanke der Erlösung durch den Tod Christi fehlt. Stattdessen konzentriert sich Brahms auf irdische Vergänglichkeit und diesseitige Hoffnung. Das Werk wird von Chorwerk Ruhr in einer geradezu kammermusikalisch transparenten Fassung aufgeführt. Statt ein großes Orchester und wie zu Brahms’ Zeiten üblich 200 Sänger: innen auf die Bühne zu bringen, musizieren hier „nur“ 36 solistische Stimmen sowie Sopran und Bariton als Solisten: innen in Begleitung eines Klavier-Duos. Brahms selbst hatte bereits eine vierhändige Klavierfassung des Werkes erstellt, die einer schöpferischen Um- und Neugestaltung des Werkes nahekommt.

Sopran: JOHANNA WINKEL
Bariton: MATTHIAS WINCKHLER
Schlagzeug, Horn, Posaune: MITGLIEDER DES ENSEMBLE MODERN
Klavier: SEBASTIAN BREUING und CHRISTOPH SCHNACKERTZ
CHORWERK RUHR
Dirigent: FLORIAN HELGATH