Nach spätem Gewitter


CARLO GESUALDO DI VENOSA
Itene, o miei sospiri (Libro V, No. 3)
Felicissimo sonno (Libro V, No. 7)
Io Tacerò (Libro IV, No. 3)
Correte, amanti, a prova (Libro V, No. 13)
Mille volte il di (Libro VI, No. 7)
Moro Lasso (Libro VI, No. 17)

JOHAN WERLE
Canzone 126 di Francesco Petrarca

LUIGI NONO
Das atmende Klarsein
für kleinen Chor, Bassflöte, Live-Elektronik und Tonband

Termine

Fr28.9.2012 — 20.00 Uhr

Gebläsehalle Landschaftspark Duisburg-Nord

Sa29.9.2012 — 20.00 Uhr

Gebläsehalle Landschaftspark Duisburg-Nord

CHORWERK RUHR gestaltet für die Ruhrtriennale 2012 ein Chorkonzert mit einem der Schlüsselwerke aus Luigi Nonos letzter Schaffensphase: Das atmende Klarsein für kleinen Chor, Bassflöte und Live-Elektronik nach Textfragmenten aus den Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke und antiken orphischen Hymnen. Das Werk ist 1980/81 entstanden, Nonos kompositorischem ›Wendepunkt‹ zum enigmatischen Spätwerk, und stellt eine der ersten Vorstudien zum späteren Prometeo – Tragödie des Hörens dar. Nono erkundet hier neue Möglichkeiten der Sprachkomposition, die den Text stark fragmentiert, auflöst und ganz in Klang transformiert. Der chorische Gesang wird in Pianobereiche bis an die Grenze der Hörbarkeit geführt. Die Live-Elektronik ist integraler Bestandteil der Komposition, mit deren Hilfe der Zuhörer den Klängen der Flöte und Stimmen wie unter einer Art akustischer
Lupe extrem nahe kommt. Sie dient zugleich der Projektion dieser auditiven Vergrößerung in den die Zuhörer umgebenden Raum.

Im ersten Teil des Konzertes werden Nonos Komposition zunächst Ausschnitte aus den späten Madrigalbüchern des Carlo Gesualdo di Venosa (1566 – 1613) aus dem Jahr 1611 vorangestellt. Das Werk nimmt mit seinem affektgeladenen Aufbrechen funktionsharmonischer Bindungen gleichsam atonale Elemente vorweg und deutet mit Querständen, verminderten Intervallsprüngen und Kadenzverzerrungen mittels dissonanter Töne die dramatische Liebeslyrik ihrer Texte aus und wirkt heute noch sehr modern.

Eine Vertonung der Canzone 126 von Francesco Petrarca durch den schwedischen Komponisten Lars Johan Werle (1926 – 2001), der bei uns allenfalls durch seine Musik für einige Filme Ingmar Bergmans (z. B. Persona) bekannt ist, vervollständigt das Programm. Werles Musik ist gekennzeichnet durch die Verwendung sehr disparater Stilmittel, die er in der Petrarca-Vertonung in eine zyklische Form bringt. Werle selbst nannte sein Stück »ein explodierendes Gesualdo-Madrigal«.

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LAUTE: Björn Colell
VIOLONE: Hartwig Groth
ORGEL: Christoph Anselm Noll
BASSFLÖTE: Helen Bledsoe
CHORWERK RUHR
MUSIKALISCHE LEITUNG: Florian Helgath

Eine Produktion von CHORWERK RUHR für die Ruhrtriennale