Sonnengesang


SOFIA GUBAIDULINA(*1931)
Sonnengesang für Violoncello, Kammerchor und Schlagzeug (1997)

Termine

Fr19.6.2015 — 23.00 Uhr

Köln, St. Maria im Kapitol Im Rahmen der Romanischen Nacht

Wie findet man Worte, mit denen man sich an seinen Schöpfer wenden kann, der gleichzeitig der Schöpfer des großen, weiten Universums ist? Zahllose Texte, mit denen wir bis heute Gott preisen, stammen aus mittelalterlicher Zeit – obwohl sie sehr alt sind, haben sie oftmals dennoch nichts von ihrer Aussagekraft eingebüßt. Der „Sonnengesang“ des heiligen Franziskus, aufgeschrieben 1224/25, ist ein solcher markanter, wunderschöner Text, der bis heute zu beeindrucken vermag.

Die lange Geschichte der Beziehung des Menschen zu Gott ist komplex, geprägt auch von Brüchen und Irritationen, denen ein sensibler zeitgenössischer Künstler kaum noch aus dem Weg gehen kann: Anders als in vergangenen Jahrhunderten kommt zahlreichen Menschen das Gotteslob nicht mehr so leicht über die Lippen.

Sofia Gubaidulinas Vertonung des „Sonnengesangs“ scheint von dieser Sprachlosigkeit zu zeugen: Es ist hier das nicht der Sprache mächtige Solo-Violoncello (der Part ist Mstislaw Rostropowitsch gewidmet), das mit unermüdlicher Virtuosität den Dialog zwischen den Menschen (repräsentiert durch den Chor) und Gott in Gang bringt; Schlaginstrumente unterstützen es dabei. Der Chor beginnt sich zunächst nur mit kurzen Rufen, dann mehr und mehr auch Psalmodie-artig deklamierend einzufügen; der Hörer spürt: Eine Kluft ist zu überwinden…

Sofia Gubaidulinas „Sonnengesang“ legt auf ebenso faszinierende wie beunruhigende Weise Zeugnis ab vom Ringen des modernen Menschen mit seinem Gott.

Die gesamte Romanische Nacht wird ab 20:05 Uhr live auf WDR 3 übertragen: www.wdr3.de

VIOLONCELLO: Tanja Tetzlaff
SCHLAGZEUG: Sebastian Förschl, Andreas Moser
CELESTA: Sebastian Breuing
CHORWERK RUHR
DIRIGENT: Florian Helgath

Eine Produktion des Romanischen Sommers Köln
Gefördert von der Kunststiftung NRW