Stabat mater


DOMENICO SCARLATTI (1685-1757)
Stabat Mater für zehnstimmigen Chor

JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750)
Jesu, meine Freude Motette für fünfstimmigen Chor BWV 227

ONDREJ ADAMEK (*1979)
Steinar für 24 Sängerinnen und Sänger mit Instrumenten

Die mittelalterliche marianische Sequenz „Stabat mater dolorosa“, eine ausdrucksstarke Meditation der Schmerzen der Gottesmutter unter dem Kreuz ihres Sohnes, hat zahlreiche Komponisten zu ergreifenden Vertonungen angeregt. Die Version von Domenico Scarlatti (1685-1757) gehört bisher sicherlich zu den weniger bekannten; allerdings ist sie dennoch eine der eindrucksvollsten. Ungewöhnlich ist die zehnstimmige Anlage des lediglich continuobegleiteten Vokalsatzes; sie ermöglicht Scarlatti eine ungeheuer dichte polyphone Kompositionsweise, deren faszinierender Reichtum an harmonischen Ballungen und Spannungen die Textaussage mit musikalischen Mitteln eindringlich zur Geltung bringen.

Mit seiner berühmten Motette „Jesu, meine Freude“ (BWV 227) begegnet uns Johann Sebastian Bach in einer seiner hervorragendsten Eigenschaften – als Bearbeiter eines protestantischen Kirchenliedes. Auf Basis seiner souveränen Kompositionskunst führt er jede Liedstrophe zu ganz individueller Aussagekraft. Die prägnante Römerbrief-Theologie des Apostels Paulus, im deutschen Protestantismus schon durch Martin Luthers kraftvolle Sprache farbenreich interpretiert, erfährt mithilfe der Musik Bachs noch weitere Zuspitzung hin zu einer Wirkmächtigkeit, die bis heute ihresgleichen sucht.

Der junge, 1979 geborene, tschechische Komponist und Dirigent Ondřej Adámek gehört zu den gefragtesten jüngeren Komponisten seines Landes. Uraufführungen beim Luzern-Festival 2008 durch Pierre Boulez sowie 2014 für die Donaueschinger Musiktage zeigen dies. „Steinar“ („Steine“) heißt eines seiner jüngsten Werke. Ursprünglich mit sechs Vokalisten besetzt, als Auftragswerk der Wittener Tage für neue Kammermusik 2015 komponiert, erklingt es mit dem CHORWERK RUHR nun in chorischer Fassung. Die Sängerinnen und Sänger agieren hier zugleich als Percussionisten und dabei unter anderem an eher Ungewöhnlichem wie Kieselsteinen, Kazoos und Wah-Wah-Tubes. Die Grenzen zwischen Gesang und Geräusch, Vokalem und Instrumentalem zerfließen. Auch das Vokale selbst wechselt zwischen gesungenen Melodien, artikulierten Phonemen und Sprechen, aber auch jazziger und opernhafter Stimmgebung. Adámek interessiert sich für das gesamte Klangfarbenspektrum des Vokalen, das er mit der Original-Lyrik des isländischen Dichters Sjón in semantische Beziehung setzt, einer Szene zwischen spielerischem Steinwurf und brutaler Steinigung.

LAUTE: Björn Colell
VIOLONE: Günter Holzhausen
ORGEL: Christoph Anselm Noll
CHORWERK RUHR
MUSIKALISCHE LEITUNG: Florian Helgath

Eine CHORWERK RUHR Produktion in Kooperation mit der chor.com 2017

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